Je nach Art der Betrachtung reicht die Geschichte der e-Zigarette einige Jahre oder mehrere Jahrzehnte zurück. Es war im Jahr 1963, als sich Herbert A. Gilbert ein Gerät patentieren ließ, welches den Tabak und das Papier der traditionellen Zigarette durch erhitzte und aromatisierte Luft ersetzte. Fünf Jahre später kontaktierten zwar verschiedene Firmen den cleveren Erfinder, doch keines der Projekte wurde jemals umgesetzt. Ob dies an den uninteressanten Angeboten der verschiedenen Firmen lag, ist heute schwer zu beurteilen. Mit Sicherheit kann jedoch gesagt werden, dass sich die Vermarktung von Gilberts Erfindung zu jener Zeit äußerst schwierig gestaltet hätte, da Rauchen damals bei Weitem nicht so kritisiert wurde, wie es heute der Fall ist.
Der chinesische Apotheker Hon Lik gilt im Allgemeinen als Erfinder der modernen e-Zigarette und dies ist nicht zuletzt dem richtigen Timing zu verdanken. Der 52-jährige Raucher sah sich mit den tödlichen Folgen der Angewohnheit konfrontiert, als sein Vater an Lungenkrebs verstarb. Dies gab ihm im Jahr 2000 in Peking die Idee piezoelektrische und Ultraschall erzeugende Elemente zu nutzen, um eine Flüssigkeit verdampfen zu lassen, die sich in einem unter Druck stehenden Behälter befindet. Diese in Nikotin und eine Propylen-Glykol-Lösung getränkte Flüssigkeit erzeugt ein rauchähnliches Ergebnis, das eingeatmet werden kann – ähnlich der Nebelmaschinen, welche in Diskotheken Einsatz finden. Sein Ziel war es, eine Methode zu entwickeln, mit der Raucher weiterhin Nikotin einatmen können, ohne sich den anderen schädlichen Bestandteilen auszusetzen, welche in traditionellen Tabakzigaretten zu finden sind.
Seine Erfindung kam erstmalig im Mai 2004 auf den chinesischen Markt und wurde als Mittel angepriesen, sich das Rauchen abzugewöhnen. Bevor die Firma Ruyan im Jahr 2007 das erste internationale Patent erhielt, exportierte sie bereits seit 2005 in andere Länder. Schon 2006 tauchten die ersten e-Zigaretten in Europa auf.
Doch der Export, das Patent und die rasche Verbreitung blieben nicht ohne rechtliche Konsequenzen. Im September 2008 verbot es die Weltgesundheitsorganisation, die elektronische Zigarette als Rauchersatz zu beschreiben oder damit zu werben. Die WHO verzichtete jedoch darauf, positive oder negative Aspekte der e-Zigarette zu bestimmen. Erst später im selben Jahr erschien in Neuseeland die erste Studie, die zeigte, dass die Erfindung keine gefährlichen Chemikalien enthielt.
Nichts desto trotz entschieden mehrere US-Staaten im darauffolgenden Jahr die Verbreitung und Werbung der e-Zigarette zu verbieten. Bis in das Jahr 2011 bekämpften sich nationale Gesundheitsorganisationen und Hersteller von e-Zigaretten in Presse als auch vor Gericht, was sicherlich nicht zuletzt einer starken Tabak-Lobby in vielen südamerikanischen Ländern, aber auch in den USA, zu verdanken ist. Doch mit dem Erscheinen einer weiteren Studie, diesmal einer amerikanischen Studie in Präventivmedizin, verloren viele Kritiker ihren festen Halt. Die Studie bestätigte, dass elektronische Zigaretten ein vielversprechendes Mittel seien, um Rauchern über einen Zeitraum von rund sechs Monaten zu helfen, sich das Rauchen abzugewöhnen. Seit 2011 kann damit gleichzeitig ein weltweiter Aufschwung in der Verbreitung von e-Zigaretten beobachtet werden. In Deutschland gibt es derzeit rund 1,2 Millionen Nutzer der elektronischen Zigarette.